Odette das Kind des Eitermannes II

 

Zuhause setzt sie sogleich einen Brief auf. Hin und wieder nippte sie an ihrem heißen sehr stark gezuckerten Tee. Sie betrachtete über das heiße Glas hinweg ihr hell erleuchtetes Zimmer. Sie hatte erst lange an einem Kapitel gearbeitet. Sie war früh müde geworden und sehnte sich nach ihrem Bett. Sie hatte den Entschluss gefasst schon sehr bald ins Elsass zu vereisen. Als der Brief fertig war legte sie ihn einem Briefumschlag. Ihr Körper hatte sich augenblicklich entspannt als sie ihren letzten Satz beendet hatte. Ihr Vater hatte sie ganz schön um den Finger gewickelt. Die Frage stellte sich für sie nun ,würde sie seine Verbündete werden , die ihren Großvater mit den gehäuteten Mädchen in Verbindung brächte ,so als sei er schuld für das Unglück das ihre Mutter Isabelle ereilte? Ihr Vater hatte so viel über sich erzählt , und hatte damit einen großen Teil seiner Worte verwüstet.

Der Frühling nahte und graue und rosa schwere Wolken zogen am Himmel.Die Natur hatte Odette wieder , sie hörte eine Melodie in ihren Ohren die nur sie hören konnte. Mit ihren Augen glaubte sie auf Unsichtbares zu stoßen und genoss diese Momente sehr. Sie war viele Stunden an der Seine spazieren gegangen. Der Himmel über ihr war in kräftigen Rottönen wie auf einem
Gemälde gefärbt. Er war von einer solchen Intensität , wie es auf einem Kunstgemälde oft zu sehen gibt. Ein paar verschleierte Wolken zogen auf und sahen wie alles auf der Erde wie dahin gegossen. aus Odette war jetzt über vierzig Jahre alt und noch immer sehr verträumt. Eugen ihr Bruder hatte sie besucht. Seinen Stock und seinen Hut ruhten auf seinem linken Holzbein. Er sah bedrückt aus. Seit Colettes Tot war er nicht mehr bei ihr gewesen. Er fuhr jetzt täglich mit der U- Bahn und machte Stadtrundfahrten. Raphael sein ältester Sohn hatte ihn oft dabei begleitet. So auch heute an diesem Tag. Eugen liebte Paris mehr denn je wenn er sich die Stadt aus der Nähe aus betrachtete. Ihm war als stünde ihm die Zeit frei zur Verfügung seit Colette tot ist. Und wenn sie Morgens am Frühstückstisch fehlte , dachte Eugen das der Tot seiner geliebten Tochter bloß eine Überlieferung der neumodischen  Kunst ist. Colette wollte wie ihre Tante Odette Europa bereisen. Sie wollte sich in einem Mohren mit schwarzer Haut verlieben und mit einem Flugzeug fliegen. Es war als würde Eugen beim sprechen verzweilte Lieder singen , Lieder die Colette wieder zum Leben erwecken sollten. Es waren vergebliche Mühen , wie die Trauer die er bald schon ablegte ,wie das Schwarz seiner Kleidung , die ihn unweigerlich an den Tod seiner Tochter erinnerten. Doch er wagte zu sagen : Wir hoffen das uns Colette immer gut in Erinnerung bleiben wird ,als der Mensch der sie immer war. Ihre Geschwister können stolz auf sie sein. Mit diesen Worten brachte er seine Traurigkeit zum Ausdruck. Es war ganz offensichtlich das Eugen gegen den Verlust in seinem Herzen ankämpfte. Ihm war in Kürze ein Gefühl zugefallen das ihn zu seinem größten Missfallen , anfällig für seine eigenen Ängste machte. In seinem jetzigen Zustand schaffte er sie kaum zu ignorieren.

Die Angst vor einer möglichen Inkompetenz im Familienleben regte ihn an mehr zu Arbeiten. Er stand von früh bis spät in seinem Büro und verrichtete jede menge Schreibarbeit. Behandelte irgendwelche Verträge und traf sich mit wichtigen Kunden wenn er nicht gerade auf eine Spazierfahrt war.

Nichts seit Colettes Tot war für ihn von Bedeutung.  Er war gekleidet wie ein Pinguine. Sie sprach ihn lieber nicht darauf an warum er ausgerechnet in einem Frack bei ihr erschien.

Odette machte für sich ihren Bruder und seinen Sohn Raphael   Tee. Dann setzte sie sich zu ihnen  an einem kleinen Tisch der  mit Süßigkeiten  gedeckt war. Raphael langte zu. Er zögerte etwas zu sagen und sprach dann von dem frisch gemähten Gras draußen in den Parks. Er erzählte von ihrem gemeinsamen Ausflug und davon das Amelie die Windpocken habe. Oh das wusste ich nicht sagte Odette und nahm sich eine Praline von dem bunten Teller herunter. Ich begreife das einfach nicht sagte Eugen jetzt. Es führt kein anderer Weg an ihm vorbei. Sagte er und schaute dabei aus traurigen Augen heraus. Was meinst du damit . Fragte ihn Odette. Du klingst so traurig . Da sagte Eugen , das kein Weg an den Tot vorbei führt. Man stirbt wenn man Jung und schön ist und kurz vor dem Erblühen stirbt und wenn man geliebt wird und man ein guter Mensch ist und gebraucht wird. Es führt einfach kein Weg an den Tot vorbei. Odette ist von uns gegangen , wie ein unbeschriebenes Blatt ist ihr Dasein erloschen. Ich verstehe es nicht wie das geschehen konnte. Eugens Worte klangen wie ein Hilferuf. Odette hatte verstanden und holte zwei Gläser für ihn und sich. Sie konnte jetzt das Chaos in seinem Kopf deutlich erkennen. Er ringte mit sich selbst und das sein zentrales Thema wie konnte es anders sein betraf den Tot seiner lieben Tochter. Odette überlegte in einem Roman davon zu erzählen. Sie wollte Colette wieder auferstehen lassen. In Wirklichkeit hasste sie diese Versuchung weil sie es für grundsätzlich Falsch hielt ein halbes Kind als eine Horrorfigur zu verunstalten. , wo der Rest der Wahrheit unverständlich in einem Anfall von Einfallsreichtum in einem Albtraum endet. Sicher gab es im Fall eine Verbindung zu einem schicksalhaften Zufall. Was erlaubte das eigene Lebenswerk in einer überwältigende Geschichte
zum Ausdruck zu bringen. Als Schriftstellerin war Odette immer mit diesem Problem konfrontiert gewesen. Es war schwer für sie ihre Gedanken einfach nur hinzunehmen. Deswegen hatte sie sich entschieden Schriftstellerin zu werden. Ihr Beruf half ihr Selbstbestimmt zu leben und ihren
Gefühlen nachzugeben. Ihre Arbeit stellte sie vor vollendeter Tatsachen. Aber jetzt musste sie für ihren Bruder da sein. Sie goss ihm einen starken Kognak in einem Schwenker ein und setzte sich zu ihm. Sie trauerte wie er und das sagte sie ihm auch. Dann hatte sie feierlich erklärt das sie ihren Vater besuchen würde. Denn alten Greis willst du besuchen ,wozu soll das gut sein liebste Odette. Ich wünschte er wäre nicht auf Coletttes Beerdigung erschienen ,mit seiner Trauerrede hatte er alles verdorben. Sagte Eugen und nahm einen letzten Schluck aus seinem Glas.

Sie erzählte ihm um ihm ein wenig abzulenken von ihren Schriftstellerfreunden. Sie hoffte ihn somit über seinen Kummer hinweg zu trösten.

Endlich trat die Wirkung des Alkohols ein. Eugen wurde wieder lebhaft und er erzählte über seinen kleinen Sohn Alfons. Er fordert ständig Zärtlichkeiten und reagiert so heftig wenn man ihn nicht beachtet. Er mag alle Arten von Früchte essen , und ist ganz vernarrt auf Kuchen. Wir spazieren mit ihm am Sonntag zu den Blumenfeldern und er mag das Rot der Rosen ,Das Orang der Tulpen und freut sich mit seinen Händen wenn wir ihm einen Stängel hinhalten. Aber Colette ,Colette fehlt und sie liebte ja Tulpen über alles. Der Himmel stand Kopfüber , wie Alfons als seine Freude immer größer wurde beim Anblick einer Vogelfeder. Raphael naschte erneut von den Süßigkeiten und hatte auch wegen seiner Schwester Colette eine Träne geweint. Seine Tränen vermischten sich mit der Schokolade.

Er konnte das Bild des Friedhofes in seinen Gedanken kaum ertragen und schluckte seine bittere Tränen hinunter.

Das Grab liebste Tante war wie eine Zierde sagte er und aß noch ein Stück Schokolade und sich damit zu beruhigen.

In der Stadt sagte jetzt Eugen um das Gespräch etwas aufzuheitern , hätten ein paar Jugendliche Kinder in der Stadt in der Nacht ein paar Scheiben eingeschlagen. Ich und Raphael haben uns den Schaden angesehen. In der Welt scheint nichts mehr in Ordnung zu sein. Zigeuner sind in der Stadt und man brachte das Gerücht im Umlauf sie sein gewalttätig. In der Zeitung werden sie als Unruhestifter und Migranten verschrien . Man vermutet das deren Kinder die Scheiben eingeschlagen haben.  Odette verdrehte die Augen , kam dem ganzen aber nur mit Langweile entgegen. Sie war zum Umfallen müde und wollte nicht mit so schweren Themen des Tages belastet werden. Raphael fand das sie ganz anders aussehe , sie wirkte plötzlich viel älter als sonst. Er sah das sie viel gearbeitet hatte und fragte sie an was sie arbeite. Und in der Tat hatte Odette an einem neuen Roman geschrieben. Sie hatte sich sorgfältig um Worte bemüht die das kurze Leben von Colette beschrieben. Sie erklärte ihrem Neffen das sie sich entschlossen habe in einer Kurzgeschichte den tragischen Tot von Colette zu erklären. Eugen hatte sich wieder gefasst und wollte jetzt mehr darüber erfahren. ,,liebste Schwester bitte erzähle uns worum es in der Geschichte geht”.bat er Odette um einen kleinen Einblick in der Geschichte. ,,es hat nur zwei Kapitel und erklärt ihren plötzlichen Tot durch ertrinken. Ich vermute sie hat sich von einer Stimme angezogen gefühlt. Sie muss einem Ruf gefolgt sein , einer Stimme der sie blind vertraute. Ich würde sie gerne von eine Klippe springen lasse und ich wollte dich lieber Bruder fragen ob du damit einverstanden bist”. Eugen wurde es bei dieser Frage ganz warm ums Herz. ,,aber natürlich bin ich damit einverstanden. Las meine Kleine Colette in einer Erzählung von dir wieder auferstehen. Ich glaube das hätte ihr gefallen sagte er und gab hiermit feierlich sein Einverständnis. Raphael liebte die Talente einer Tante.

Sie sprach jetzt über das Elsass und davon alles stehen und liegen zu lassen und in die alte Heimat zu ziehen. Sie hielt dabei ein kleines Glas in ihrer Hand und trank einen letzten edlen Tropfen daraus. Eugen war ein wenig niedergeschlagen als sie davon erzählte als sie davon sprach ganzzeitlich hier und jetzt alles aufzugeben und ein neues Leben in ihrer alten Heimat zu beginnen. Neben unseren Greis fragte er seine Schwester. Ja lieber Bruder neben unseren alten Greis der ein Witwer geworden ist und unsere Hilfe benötigt. Als Mamman gestorben ist haben wir uns kaum was aus ihm gemacht lieber Bruder. Er war uns egal sagte Odette und als Mamman im Sterben lag waren wir nicht bei ihr.

Dies ist jetzt die Zeit, wo wir uns ändern müssen. Und der Moment vor dem wir uns und ganz besonders ich so lange gefürchtet haben. Wir glaubten immer unsere Mutter wer die jenige die Witwe werden würde. Nun ist es unser armer, tapferer Papa , der würdevoll gealtert und geschwächt ist. Ich möchte ihm Helfen seine letzten Kräfte zu bewahren und ihm helfen das Land seines Vaters nicht zu verlieren.

Entsetzt schaute Eugen sie an. Das waren starke Worte dachte er ,und gleichzeitig machten sie ihm große Sorgen. Als es Zeit war sich auf dem Heimweg zu machen hatte Raphael kurz vor dem Abschied von Odettes Kürbiskuchen probiert. Er konnte nicht widerstehen und aß gleich drei Stücke direkt vom Blech. Draußen auf der Straße spielte ein Spielmann und Vater und Sohn gerieten ins Schwärmen , dank Odettes Kochkunst. Eugen bat Odette auch für die Daheim gebliebenen für jeden ein Stück Kürbiskuchen einzupacken. Aber sicher mein lieber Bruder sagte Odette , und schnitt für Amelie und Robert wie für ihre Mamman Delphie drei Stücke zurecht. Hübsch verschnürt in einer Serviette überreichte sie ihm die Stücke Kuchen. In Gedanken war Odette wieder bei ihrem Plan Paris für immer zu verlassen. Ihre Gefühle schafften es nicht ihn zu übersehen , denn  es keimte ganz schön in Odette. Doch konnte sie sich dabei ganz auf sich verlassen? Der Tot von Colette ihrer Lieblingsnichte ließ es in ihr ganz schön rein regnen. Furcht erfasste ihren Körper, während sie sich angestrengte  den Worten ihres Bruders zu lauschen.Sie hatte Hoffnung das er bald schon seine Trauer überwand und sie spürte das Verlangen in sich ihm dabei zu helfen. Aber Odette konnte es nicht. Sie merkte das es ihr an eigener Überzeugungskraft fehlte ihren Bruder mit tröstenden Worten umzustimmen. Jedes mal sagte er das der Tot seiner kleinen Colette ihm das Herz brach und er nicht mehr an gute Zeiten glaube. Odette tat die Redensart ihres Bruders in der Seele weh. Als er und Raphael sich von ihr verabschiedet hatten .  war es totenstill um sie herum geworden. Eine Hand auf ihre Schreibfeder , versuchte sich Odette  mit einem Brief an ihrem Vater abzulenken. Dann war sie aufgeschreckt als ihr Telefon läutete. Als sie den Hörer abnahm wurde ihr bewusst, wie einsam sie ist. Die Stimme ihres Vaters hatte dieses jedoch positiv verändert. Odette war über sein Anruf sehr überrascht und hörte seiner Stimme andächtig zu.

Nachdem sie aufgelegt hatte packte Odette ihren Koffer. Sie achtete nicht mehr auf ihr eigenes Bedürfnis sondern dachte nur noch daran ihren neuen Lebensentwürfen gerecht zu werden. Sie wusste nicht , wie das ist andere Wege zu gehen und war in Gedanken versunken. Hatte sie etwas übersehen? Konnte sie sich auf ihren Vater verlassen? Gab es etwas das er wissen sollte? Odette hielt diese Frage jedoch nicht für wichtig. Sie wollte sich nur noch aus dieser schwülstigen Hitze ihres Herzens bewegen . Es nützte kein lamentieren , nur noch ein schnelles Handeln. Die Wahrheit das ihr Vater sie brauchte veranlasste sie zu denken das alles seinen richtigen Platzt hat. Der Einblick im Herzen ihres Vaters war ausschlaggebend für ihr Handeln. Als sie bereit war für die Reise ließ sie ihr Gepäck abholen und zum Bahnhof schaffen. Jetzt wollte sie nur noch in der Näher der Weinberge ihres Vaters sein. Odette hatte das Gefühl sie würden ihr eine neue Zukunft versprechen. Sie stellte fest das ihr jede menge Fragen durch den Kopf gingen.

Odette bemühte sich einen klaren Gedanken zu fassen und ließ sich mit einer Kutsche zum Bahnhof hinfahren. Ihr Blick glitt über die Häuser von Paris , ihren Fassaden entlang ,die noch im dunkeln lagen ,denn es herrschte noch immer die dunkel Nacht. Der Kutscher schien nicht sonderlich gesprächig zu sein, nur hin und wieder ließ er die Gerte in seiner Hand für sich sprechen. Sein schweres Atmen sagte ihr das er erschöpft gewesen ist und die ganze Nacht auf den Beinen war. Man merkte das ihm alle seine Bewegungen weh taten ,denn er hatte die ganze Nacht auf dem Kutschbock gesessen und die Nacht durchgemacht . Die Pferdegerte bog sich in seiner Hand sobald die Pferde zu schnauben anfingen und ihre Füße vom Wege abkamen. Odette hörte nur mit halben Herzen hin und war verträumt auf den Sitzpolstern in sich zusammen gesunken. Sie hoffte nur das was ihre Gedanken ihr versprachen sich auch erfüllen würde.

Sie hatte vor Müdigkeit schräg ihren Kopf an das Kutschenfenster gelegt und die Augen geschlossen. Gedanklich ging sie nochmals Schritt für Schritt alle ihre Gedanken durch. Ihre Augen bewegten sich energisch unter den Lidern. Sekunde für Sekunde wurde es ihr immer schwerer für sie Paris für immer Lebewohl zu sagen. Als die Kutsche den Friedhof erreichte , bat Colette den Kutscher kurz anzuhalten. Er strauchelte ein wenig auf den Beinen als er ihr half auszusteigen. Sie stellte Fest das es Vollmond war.

Sie öffnete ein kleines Schmiedeeiserne Tor und betrat den Friedhof. Colette war nun ein Halbes Jahr tot und Odette meinte zu spüren das sich zwischen ihr und Colette sich noch immer nichts geändert hatte. Ein Engel als Bogenschütze wachte über ihr Grab. Odette verzog ihren Mund zu einem lächeln beim Anblick darauf. Während sie ihn anstarrte stellte sie sich weiter wichtige Fragen. Sie lösten bei ihr kein angenehmes Gefühl aus , denn sie waren an das Unbekannte angebunden. Das war die Kehrseite von aller Selbstständigkeit ,von der sich Odette bis zum heutigen Tag viel versprach. Sie war mittlerweile Gefühlsmäßig sehr erschöpft schon weil ihr ein zerstörter Traum alle Hoffnung nahm. Sie verließ den Friedhof und war ein klein wenig frustriert weil sie sich nicht von Eugen und den Kindern verabschiedet hatte. Sie verwarf einen nächsten gefühlten Gedanken und stieg wortlos wieder in die Kutsche ein. Am Bahnhof angekommen fühlte sich Odette seltsam erholt an. Auf dem Bahnsteig drehte sich ein Mann nach ihr um. Odette tat so als merkte sie es nicht und ging an ihm vorbei. Sie stieg in ihr Abteil ein und erst als der Zug den Bahnhof verließ hörten die Erschütterungen ihres Herzen auf ihr ein Streich zu spielen. Dann schlief sie ein.

Neues Kapitel

Raphael löschte die Kerzen mit zwei Fingern aus. Er legte sich ins Bett und schlief erschöpft ein. Den ganzen Tag hatte er in einem Sessel vor dem Kamin gesessen und von seiner geliebten Frau Isabelle geträumt. Er glaubte sie zu hören ,ihr qualvolles Schluchzen. Er streifte sich sein Nachthemd über und schlief tief und feste ein. Er merkte nicht wie sich die Kerzen von alleine anzündeten und ihre Flammen heiß und warm auf den süßen Mund des Schlafenden tropften. Bald schon verbrannten die Flammen ganze Stofffetzen. Das Bett in dem Raphael Place schlief ging ebenfalls in Flammen auf. Die Gläser auf den Tischen und Regalen klirrten als das Feuer sie zum platzten brachten. Raphael Place war weiter in einem bösen Albtraum gefangen solange die Flammen sich um ihn herum ausbreiteten. Die Hitze verwischte augenblicklich alles was zart und weich sich anfühlte. Aus den Flammen trat eine Erscheinung , und diese balancierte auf die Mannesgestalt zu ,die noch immer nicht merkte das ein Feuer sich um ihn herum ausgebreitet hatte . Isabelle versuchte mit ihrem brennenden Kleid Raphaels Leibeskräfte anzubrennen. Ihr Gewand war ein einziger Feuerstrahl. Ein unheimliches Knistern sorgte dafür das Raphael die Augen aufschlug. Plötzlich sah er vor sich seine geliebte Frau Isabelle.

Endlich war sie da, und zu ihm gekommen. Ihre feurigen Hände legten sich um seinen Hals . Sie packten zu und verbrannten seine Kleidung mit einer verschwenderischen Hitze als Isabelle ihren feurigen Mund auf seinen legte . Ihre brennenden Hände zerrten an ihm und beendeten den Schmerz aus Liebe und Leiden. Die Flammenhände berührten die dunklen Augen des alten Greises und verbrannten sie. Der Greis wehrte sich nicht sondern erlaubte der Feuergestalt in der Dunkelheit ein wunderschönes Licht zu werden. Ungläubig starrte sie ihn an, wie er im Lichtschein vor ihr verbrannte. Er war jetzt komplett nackt wie sie. So als bedeckte ihre feurige Nacktheit seinen blutenden Körper. Die Flammen zogen in den noch Lebenden Körper ein . Isabelle betrachtete ihre Hand, mit der sie ihn berührt hatte , und verbrannte damit seine Wange. Raphael starb in den Flammen. Mark schaffte es gerade noch Rechtzeitig das schwarze Haus zu verlassen. Er weinte und war untröstlich das sein Herr einem Flammentod gestorben ist.

Er sah wie brennende Dachziegeln das Haus zum einstürzen brachten. In dem Moment als es in sich zusammen gefallen war , war Odette mit ihrer Kutsche am Unglücksort eingetroffen. Sie stürzte aus die Kutsche heraus und schaute in das Feurige Inferno hinein aus dem es kein Erwachen mehr gab. Sie wusste das ihr Vater in den Flammen ums Leben gekommen ist. Sie sah Mark seinen Kutscher verzweifelt neben dem brennenden Haus stehen. Seine Haare ergraut , sein Körper alt und gebeugt. Wie ist das passiert schrie Odette. Aber Mark gab keine Antwort weinte und schaute weiter in die Flammen hinein. Ich weiß es nicht sagte er schließlich und reichte Odette einen kleinen Anhänger. Das ist alles was ich retten konnte sagte er und legte es Odette in die Hände.

Odette konnte nur noch Hoffen. Die Flammen hatten das schwarze Haus völlig verbrannt. Es zu betrauern dafür war es zu spät. Die Ereignisse überschlugen sich in sehr kurze Zeit . Odette kam zu dem Entschluss das sich ein Leben sehr schnell ändern kann wenn eine Tragödie der Auslöser ist. Sie war sich sicher das der Tot ihres Vaters ihr gezeigt hatte wie wichtig es ist den richtigen Augenblick nie aus den Augen verlieren zu dürfen.

Mit einem traurigen Herzen gedachte sie an ihren sterblichen Überresten .

 Der Morgen begann und die Dunkelheit wich dem Tag. Odette wollte nur noch modern denken und verzichtete auf altmodische Flosken die eine Trauerstimmung verstärkten. Sie stellte Mark ein für die Arbeit und fuhr mit ihm in der Kutsche zur alten Villa. Die Hände des Kutschers waren faltig und blutig und wund gescheuert zugleich. Sein Gesicht war geschwärzt wie seine  gebeugte  Gestalt  voll von Aschestaub war .  Mit einem ungeklärten Blick schaute er sie an. Mark beruhige dich bat Odette ihn und reichte ihm ein Taschentuch. Die Zeit verstrich während der Morgen begann. Die Bauern aus dem Dorf waren alle heran geeilt und tauchten plötzlich von überall auf. Sie weinten und waren untröstlich als sie erfuhren das Raphael Place in den Flammen zu Tode gekommen ist. Sie weigerten sich das anzunehmen. Bald schon las man es in der örtlichen Todesanzeige . Odette und Mark trösteten sich damit nach dem Scheinbegräbnis ihres Vaters die Villa wieder herzurichten. Sie bezog das alte Schlafzimmer ihrer Mutter , und ließ ihr Gepäck auf das Zimmer bringen. Ein schweres Himmelbett mit einem prächtigen Holzrahmen. Die Matratze war mit einem weißen Leinentuch überzogen ,auf dem sich feingliedrige Spinnweben befanden . Auch die Kissen und die alte Kommode waren mit Leinentüchern und Spinnweben zugedeckt worden. Das Leben in der Villa schien leblos und stumm zu sein. Beim Anblick darauf stiegen Unzählige Empfindungen in ihr auf. Das Wasser des Hochwassers einen Monat später nach dem Begräbnis reichte zum Glück nicht bis zur Villa hin , in das Odette mit Mark und dem Hauspersonal eingezogen ist. Von der Villa aus hatte man eine herrliche anmutige blühende Aussicht über das Elsass Tal. Der Anblick der fruchtbaren Weingärten ist vortrefflich. Odette hatte weiter an Gewicht verloren. Ihr rotes Haar war länger geworden ,ebenfalls ihr Gesicht. Eugen und die Kinder waren da. Nur Delphi fehlte. Sie hatte eine neue Boutique eröffnet und hatte in Paris jede menge zu tun. In Amelies Haaren hatte sie eine rote Blume gesteckt. Das Mädchen war groß geworden und gar nicht mehr so ernst wie früher. Ihr letzter Heulanfall lag schon lange zurück wie Eugen sie wissen ließ. Sie saß mit ihren Geschwistern am großen Küchentisch und klapperte mit ihrem Löffel auf das Essgeschirr aus blauem Porzellan. Mark hatte das silberne Besteck eine Stunde zuvor auf Hochglanz poliert . Seit Odette denken kann trug Mark eine blauen Livree , weiße Kniestrümpfe und schwarze Riemchenschuhe mit einer silbernen Schnalle. Sie atmete beim Anblick des gealterten Hausdieners erleichtert auf. In dieser Zeit nachdem der Hausherr gestorben ist hatte sich viel verändert. Für Odette bedeutete es wieder erkennen zu müssen das sie viel Zeit verlor , wenn sie untätig blieb und sich mit Nichtstun beschäftigte. In ihrem Schlafzimmer hatte sich ein kleiner Bücherstapel angesammelt denn seit Odette im Elsass ist hatte sie viel Zeit mit Lesen verbracht. Sie wusste bereits sie würde bleiben und für immer in diesem Haus leben und Paris für immer den Rücken zukehren. Sie könne nicht mehr gehen jetzt wo ihr Vater gestorben ist und der Weinhandel eine neue Führung bräuchte. Raphael ,Eugens Ältester Sohn würde bei ihr sein denn er hatte sich entschieden eine Lehre als Weinhersteller zu beginnen. Er war voller Tatendrang und glich seinem Großvater im Aussehen und Temperament sehr.

Das Bierbrauen beherrschte er schon und auch das Flöten herstellen. Für seine kleine Schwester und seinen Bruder Robert hatte er jede menge kleine zierliche Musikinstrumente geschnitzt , sodass die beiden Jüngsten den ganzen Tag mit musizieren ihrer geschnitzten Weidenflöten beschäftigt waren. In ihrem Schwarz, weiß, rot karierten Hosenanzug hatte Amelie wunderschön ausgesehen. Ihre blonden Locken vielen ihr über die zarten Kinderschultern. Robert war gewachsen und trug jetzt braun schwarz karierte Knickerbocker und eine feine Herrenbluse , Wie sein großer Bruder Raphael .Er spielte mit seiner freien Hand mit der Schalen einer Walnuss und mit der anderen stocherte er mit seiner Gabel im kalten Braten. Sein Appetit war nicht sonderlich groß wie Odette fand. Es waren jetzt eine Woche vergangen. Die Tante aus der Schenke saß mit am Tisch. Sie trug asiatische Kleidung und lebte streng nach den Sitten dieses Landes. Sie ließ dabei nichts aus und aß mit Stäbchen , mit denen die Chinesen so vertraut sind. Die Tante war der Exot in der Familie. Sie stach mit ihren Essstäbchen in die Austernschale hinein und pickte in das zart rosa Fleisch hinein , und aß reichlich viel davon. Sie erzählte sie habe ganz Deutschland bereist , und war mit ihren Mädchen in Italien gewesen. Ihr größter Wunsch jedoch wäre Asien zu bereisen und ihnen bei ihrer Feldarbeit zu zu sehen. Sie sagte das Land habe eine große und vor allem schnelle Wachstumsrate. Sie schwärmte von China und den einzigartigen Bambussträuchern. Sie habe das Gewächs in ihrem Garten eingepflanzt. Es trotz den Temperaturen des Winters und blüht im Sommer in aller Frische. Sie wirkte, solange sie über ihre Reisen erzählte abwesend. Amelie sah an ihr Vorbei um ihrem Blick auszuweichen. Robert wusste nicht was er von der Tante halten sollte und stellte ihr deswegen keine Fragen. Raphael spürte das die Tante aus der Schenke noch immer sehr hübsch anzusehen ist. Sie hatte ein faltenloses Gesicht und wirkte im Geiste klar und rein. Er hielt sie für gebildet und sehr gesittet. Es machte ihm Spaß ihr beim Reden zu zu hören. Er wusste nicht warum aber er fing an sie richtig zu mögen. Er wünschte sich sie bleibe noch einen ganzen Tag , nur um sie besser kennenzulernen. Sie war mager , ja das war sie aber sie war schön.

Die Tante selbst besaß die Macht der Gedanken. Wenn man ihr zuhörte war sie in der Lage ihre Zuhörer in einen Bann zu ziehen. An ihr wirkte überhaupt nichts gezwungen. Ganz im Gegenteil sie hatte sich mit ihren Leben das sie in Vergangenheit führte ausgesöhnt. Sie hatte außerdem einen Hang für Gerechtigkeit entwickelt. Raphael wusste bereits das er ehrliche Gefühl für sie hegte. Er fragte sie ob ihr das Essen sehr gemundet hat und die Tante fing zu sprechen an. ,,aber ja mein Junge Odette hat sich wirklich große Mühe geben. Ich habe schon lange nicht mehr einen solch köstlichen französischen Braten gegessen. Sagte Rosamunde. Ihre knochigen Hände griffen nach der Serviette. Dann lächelte sie und griff anschließend zu einer kleinen Tablettendose. Das ist gegen mein Sodbrennen sagte sie und dosierte eine ganz kleine Menge von Pastillen auf ihren Händen. Ihre Augen hatten ihn angesehen, mit einem Rest von erotisches Verlangen. Es war ein persönlicher Blick der augenblicklich ein Grund zur Schadenfreude war. Die Tante muss deswegen laut lachen. Es erzeugte gleich eine seltene Unruhe bei Tisch. Odette war leicht verärgert deswegen. Liebe Tante worüber lachst du ?wollte sie von ihr wissen. Rosamunde schaute auf. Ihr altes müdes Herz fing heftig zu schlagen an. Mir war nur aufgefallen das einer dem anderen glich. Die Kinder von Eugen gleichen sich so sehr und ich fragte mich , ob sie denn auch alle das gleiche denken mögen und mir alle die gleichen Fragen stellen möchten. Ich werde mir die Zeit dafür nehmen , schon weil die Kinder so bescheiden sind. Eugen überwand sein Schweigen und fing mit der Tante aus der Schenke eine Unterhaltung an. Liebste Tante meine Colette war vor etwa einem Jahr gestorben sagte er. Wusstest du das? Sie ist Schlafwandlerin gewesen. In jener Nacht hatte sie ihr Elternhaus verlassen und war in einem See ertrunken. In ihrem Haar befanden sich Kieselsteine und grüner Schlick. Ich erkannte sie gar nicht wieder . Colette sah aus wie ein Kunstwerk. Ihr kleines Gesicht war Leichenblass , und in ihrem Mund steckte ein Seerosenblatt. Rosamundes Augen blinzelten nervös , als ihr Eugen alle Einzelheiten haargenau erklärte. Zum Abschied hatte ich  für meine Colette einen roten Sarg für sie anfertigen lassen. Ich ließ ein kleines Glasfenster in das Holz einfassen ,das sollte sie die Augen wieder öffnen ,könne sie durch das kleine Fenster sehen. Ihre Mutter weinte bitterlich. Delphi ist keine gute Mutter aber auch sie hat ein Herz sagte Eugen . Sie ist eben an Regeln und lästigen Abmachungen gewöhnt und kommt nicht ohne dem aus . Immer macht sie sich Sorgen darüber sich nicht genug bemüht zu haben. Seit Colette tot ist ,ist es noch schlimmer. Eugen sprach die Worte ein wenig zynisch aus. So das Rosa eine Gänsehaut davon bekam.

Sie hatte gleich bemerkt das Eugen seinen Kummer in sich hinein fraß. Sie überlegte wie sie ihm helfen könnte ,wagte aber nicht das Thema anzuschneiden. Es war eben kein Treffen für die Sinne sondern der Tröstung und der Anteilnahme. Rosa spürte ganz deutlich das es viel Überwindung und viel Zeit in Anspruch nehmen würde dies zu ändern. Die Frage war nur ob Eugen es auch zuließ. Sie begann sich ein wenig einen Weg zu ihm zu bahnen. Sie sagte ihm das es ihr leid täte was passiert ist und das jeder Einzelner hier an diesem Tisch versteht was es bedeutet einen lieben Menschen zu verlieren. Sie habe nachdem seine Mutter gestorben ist ,wie er gelitten. Isabelle seine Mutter war ihre einzige Verbindung zu ihrem alten Leben gewesen. Sagte sie und hob ihr Glas für einen Trinkspruch an. Odette gestatte es ihr. Es ist nun die richtige Zeit gekommen , wo wir uns alle gemeinsam an einem Tisch einbefunden haben. Mögen wir das Beste daraus machen. Prost meine lieben Familienangehörigen. Auf das unser Familientreffen uns gelingen möge.

Machen wir davon Gebrauch uns Fragen zu beantworten , kam ihr Raphael mit seinem erhobenen Glas entgegen.

Nur zu mein lieber Groß Neffe. Jetzt wollte Rosa mit offenen Karten spielen und bediente sich von der Macht ihrer Worte. Wenn ich mich nicht alles täuscht liebe Tante ,bis du eine erfahrene Frau. Ich habe gehört du  und deine Mädchen seit viel um die Welt gereist. Ich habe von einem Unglück auf einem Schiff gehört auf dem du und deine Mädchen am Bord ward.
Ist das wahr Tante. Hatte Raphael ihr eine Frage gestellt. Das stimmt ,ich und meine Mädchen wollte nach Ägypten verreisen aber ein Unwetter hatte das Schiff gewendet und war fast gekentert. Rosa geriet in

leichter Verlegenheit ,denn sie hatte auf dem Schiff eine Affäre mit dem Kapitän angefangen.

Dies gedachte Rosa nicht im Traume daran dies hier an diesem Tisch zu erläutern. Daher ihre geröteten Wangen. Odette ahnte welches Gefühl dahinter stand . Sicher hatte ihre Tante  mit noch niemanden darüber geredet. Wie sollte sie auch  , wo sie sich doch eine ganze Weile nicht gesehen haben.

Odette  stellte zu ihrer Bewunderung fest das ihre Tante in keinster Weise versäumte allen am Tisch zu gefallen.

 Immer wieder erzählte sie von der guten alter Zeit als ihre Großmutter noch gelebt habe. Sie erzählte den Kindern von den vielen Maskenbällen und den Tanzabenden in ihrer Schenke, Dann erklärte sie wie ein Mann mit seiner Kutsche tot verunglückt war. Die Kinder wurden hellhörig. Odette befürchtete einen Andrang von Fragen von Seiten der Kinder und ließ daher den Tisch abdecken. Sie erteilte dem Dienstmädchen so schnell wie möglich den Kaffee und den Kuchen bereit zu stellen.

Das sollte die nächste anfallende Stunde beschleunigen. Amelie überlegte ob die Tante aus der Schenke vielleicht schwindelte und stierte sie deswegen fragend an. Rosa hatte über ihren Blick nachgedacht und so in etwa ausgerechnet was ihr durch den Kopf ging. Odette sah wie ihre Tante Amelie schöne Augen machte. Das Kind machte der Tante so in etwa klar was Familienangehörigen füreinander empfinden. Rosa nahm es sich nicht sehr zu Herzen als das Kind zu ihr meinte : das der Papa sie in Paris für einen Vogel mit bunten Federn hielt. Rosa fing zu lachen an. Odette dachte indessen im Stillen über ihre Lebensweise nach , die auch ihre Vorteile habe.

Sie hatte nicht vor sie wegen ihrer schlechter Gepflogenheiten zu maßregeln. Wie konnte sie auch , denn sie lebte selbst ein sehr skandalöses Leben. Jedenfalls hatte es das vor kurzen noch bedeutet.

Sie war kein wenig besser als ihre Tante Rosamunde.
Immer wieder stellte Raphael ihr Fragen zu ihrem Leben. Fragen für die sich Rosamunde verantwortlich fühlte sie ehrlich zu beantworten. Odette sorgte sich indessen weiter um das familiäre Miteinander , schon alleine deswegen weil Eugen noch immer schlecht gelaunt war.

Sie merkte das Rosa drauf und dran war den Kindern von sich zu erzählen. Sie habe mit viel Interesse die Bücher von Odette gelesen. Ich halte viel von eurer Tante sagte sie und lobte ihren letzten Roman , wo es alleine um das Sterben ging.

Es waren die besonderen Umstände die Odette meisterhaft zu erzählen verstand. Ich empfand jede Seite wie eine zärtliche Berührung.

Rosamunde gratulierte ihr zu ihrem Erfolg und stieß erneut mit ihr an. Odette bedankte sich mit einem kühlen Lächeln bei ihr und teilte das kurze Vergnügen der Zweisamkeit mit ihr. Sie wusste die Sorgfalt ihrer Gedanken zu schätzen. 

 

Odette hielt kurz inne bevor sie sich weiter auf eine kleine Plauderei mit ihr einließ. Eugen löste in der Zeit sein Holzbein von seinem Schenkel. Raphael legte es für ihn an einem sicheren Platz. Robert und Amelie stopften sich ein Stuck Kuchen in den Mund. Das Dienstmädchen hatte ihn gerade serviert. Denkt nur wie aufgeregt ich war euch kennenzulernen , sagte die Tante. Ich möchte euch Kinder um ein Foto bitten. Ich kenne einen guten Fotografen . Der kommt heute zu Besuch. Ich hoffe du hast nichts dagegen liebste Odette ,ich habe es nicht mit dir abgesprochen und auch nicht mit dem Vater der Kinder. Ich möchte bevor ich zurück in meine Villa gehe ein Foto von den Kindern haben. Eugen bist du damit einverstanden. Fragte Rosamunde ihn. Verstehe mich nicht falsch liebste Tante aber ich möchte mich nicht dazu stellen. Mir ist nicht danach aber die Kinder sollen für ein Bild für dich Porträt stehen. Nicht war meine Lieben habt ihr gehört ,die Tante hat einen Fotografen eingeladen. Er ist schon auf dem Weg hierher und wird gleich eintreffen sagte Eugen auf eine humorvolle Art und Weise. Die Kinder jubelten vor Freude und auch nicht denn immerhin fehlte ihre große Schwester Colette. Rosamunde beteuerte noch mal wie sehr ihr der Tag etwas bedeutet. Damals hatten wir nicht so gute Möglichkeiten wie heute schöne Bilder von einem geliebten Menschen zu machen sagte Rosa. Ich freue mich das sich gleiche eine gute Möglichkeit ergibt die schönen Gesichter der Kinder auf ewig festzuhalten. Da gebe ich dir Recht liebste Tante .kam ihr Eugen mit ein klein wenig Lebensfreude entgegen. Er schien auf Anhieb von ihrer Idee beeindruckt zu sein. Doch trotzdem klang seine Stimme so als schien der Schmerz in seiner Seele stärker zu sein als die Macht seiner Worte. Rosa bedauerte es sehr Colette seine älteste Tochter nicht gekannt zu haben. Von den Erzählungen her war sie eine Rebellin. In der nächsten Stunde erschien pünktlich der Fotograf.

 

 

Es war ein kleiner schlanker Mann , blondem Haar das akkurat kurz geschnitten war. Seine Art war so kühl wie seine grauen Augen. Es sah aus wie ein Untermieter. Sicher war er der Liebhaber von Tante Rosa.

Raphael hatte sich gleich neben ihm und seine Apparatur hingestellt und ihm ein paar Fragen gestellt. Er stelle die Linse ein und verbarg den Kasten hinter einem schwarzen Tuch. Amelie wollte sich als erste fotografieren lassen. Für Robert war das Warten am schlimmsten. Er hob den schwarzen Vorhang  , den Monsieur Bernard über den Fotoapparat geworfen hatte   an ,  und sah darunter. Als seine  Finger die  Linse berührten ,schlug er ihm eins drüber.  Amelie wollte von Odette für das Foto geschminkt werden und Eugen geriet in solche Heiterkeit das er seinen Kummer vergaß. Rosa legte eine Platte auf das Grammophon und es erklang eine heitere Melodie. Das konnte mit Eugens neuer Freude verglichen werden.Kurz darauf hatte Monsieur Bernard von Amelie eine erste Fotoserie angelegt.

Für Amelie  war der Fototermin ein tiefgreifendes Erlebnis. Sie schaffte mit ihrem Charme  dem Fotografen zu imponieren.  Er war gewitzt und flirtete mit ihr.

Rosa hoffte ihr Neffe würde alle seine  Trauer über Bord werfen und den Tag  einfach nur  genießen. Es sollte ein Tag werden   ohne jemanden zu verletzen. Und in der Tat hatte sich Eugens Laune schlagartig verändert  als er Amelie selbstbewusst posieren sah. Rosa war mit dem Resultat zufrieden und schmolz bei dem freudigen Anblick dahin als Vater und Tochter sich einig waren.    Die Augen der Kleinen  schauten wie zwei Sterne aus ihren weichen Lidern hervor. Sie küssten wenn sie mit ihren Blicken  verführten. Wie schön es sich anfühlte einfach nur zu dieser Familie dazuzugehören dachte Rosa und schaute rüber zu Odette ,die überlegte wann sie   zu Letzt von sich ein Foto gemacht hatte.  Die Vorstellung das ein Fremder eines ihrer Bilder in Zukunft sehen würde löste einen körperlichen Schmerz bei ihr aus. Das ausgerechnet die Tante aus der Schenke von ihr ein Foto wünschte wunderte sie sehr.

 

Sie wünschte  sich für ihren nächsten Lebensabschnitt das sie sich nicht zu sehr über das älter werden ärgern müsste und warf im Bezug auf das ein Auge auf ihr Nichte Amelie. Seit langen spürte das Kind  , das sie seit die große Schwester verstorben ist  vernachlässigt wurde. Ihr Vater konnte das in seiner Trauer nicht bemerken. Eugen schaffte den Tot seiner ältesten Tochter nur  schwer  zu akzeptieren.  Und dann war Tante Rosa gekommen und Odette weis nicht wirklich warum. Sie glaubte sie hätte ihrer Tante vielleicht etwas sagen sollen aber ihr viel nichts ein  was es sein könnte. Ihre Tante hatte ihr keine falschen Versprechungen gemacht,und jetzt hatte sie vollstes Vertrauen zu ihr.  Man spürte   diese starken Gefühle bei ihr die für eine zwischenmenschliche Beziehung so wichtig sind. Manchmal brachen diese Gefühle einem das Genick dachte Odette und bot der Tante eine Zigarre an solange der Fotograf mit den Kindern beschäftigt war. Da sagte die Tante plötzlich. Ich hätte nie gedacht das dass schwarze Haus eures Vaters zum zweiten Mal abbrennen würde. Aber wenn ich ganz ehrliche zu euch Kinder sprechen darf , hat es mir nie wirklich gefallen. Es kam mir zu gastronomisch vor. Ich glaubte immer in einem Rittersaale  und zu sehr  bewirtet zu sein.  Die Trinkbar die euer Vater eingerichtet hatte , reichte ja für eine ganze Garnison von Freudenmädchen. Und dann dieses absurde Wasserbecken , im Bad deiner Mutter ganz ohne Formen. Einfach abscheulich.  Sagte die Tante. Odette fing deswegen zu lachen an. Da hast du recht liebe  Tante , stimmte sie ihr zu. Ich mochte das schwarze Haus unseres Vaters auch  nicht wirklich. Es wurde  einfach zu dunkel gehalten.  Mamman hasste es besonders im Sommer.  Sagte Odette und zündete sich wie Rosamunde eine Zigarette  an einer Zigarettenspitze an.  Das abgebrannte Streichholz legte sie in dem Kristallaschenbecher hinein. Es hat sich viel verändert seit euer Vater tot ist sagte die Tante. Die Möbel sind die gleichen aber die Gardinen sind ausgewechselt worden.  Hast du das veranlasst  liebste Odette? Mit einem schonenden  Blick sah Rosamunde sie fragend  an. Das ist richtig liebe Tante , ich habe sie nach meinem Geschmack ausgewechselt. Hatte Odette ihr mitgeteilt. Wieso gefällt es dir etwa nicht? Wollte sie  von der Tante wissen.  Doch es gefällt mir sehr gut . Ich bin nur nicht die vielen weißen Farben von so viel  weißer Spitze gewöhnt sagte sie zu ihr. Meine Augen haben sich im Alter sehr verändert und sehen nicht mehr so gut.  Hatte  Rosa sich bei ihrer Nichte entschuldigt. Ich meine auch einen neuen Kronleuchter zu erkennen  , oder irre ich mich da. Das Licht scheint noch viel heller zu sein.Ich kann mich nicht erinnern einen solchen Behang beim letzten Mal vorgefunden zu  haben. Wie du weißt hatte deine Mutter mich regelmäßig zu ihren Teeabenden eingeladen. Sie hätte nie etwas in der guten Stube verändert. Vor allem hielt sie sich an einer bevorzugten Farbe , Rot mit Cremefarben zu vermischen.  Schon gar nicht hätte sie sich jemals von ihrem alten Kristalllüster getrennt. Ich meine er hatte ein klein wenig übertrieben ausgesehen  ,dank  seiner  imposanten Gestalt , aber  sein Lichteinfall fiel harmonisch  auf alle Gegenstände. Gab die Tante ihr zu verstehen.  Darauf hatte Odette ihr geantwortet :ich

 

habe ein paar kleine Änderungen vorgenommen liebe Tante  , das ist richtig . Die alten Farben und Muster zerrten mich regelrecht von innen nach außen regelrecht auf. Sie erklärte  ihrer Tante wie verwundbar  sie ist , wenn ihre Umgebung in der sie lebt ihr nicht zusagt.  Rosa konnte das gut verstehen und hing einen Augenblick ihren Gedanken nach.  Sie rauchte erneut an ihrer Zigarettenspitze ehe sie Odette weiter Fragen stellte.  Ich habe gehört du bist viel vereist liebe Nichte und hast nie geheiratet?  Das stimmt , wenn ich ehrlich bin ,war ich Reisesüchtig. Und was meine Beziehung zu  Männer angeht ,war ich nie wirklich verliebt gewesen.   Noch mehr lag es an meinem Beruf. Ich drehte viele Filme in Ägypten und Syrien , da hatte ich keine Zeit für eine wirklich Partnerschaft. Ich war auch in Saudi Arabien unterwegs gewesen und suchte im Orient  nach Inspirationen für mich.  Mein einzig richtig guter Filmpartner Charles Percy kam dabei leider  ums Leben. Ich  schätzte  sein kritisches Augenmaß und sein planloses Denken. Er  kannte  sich in jeder Hinsicht des Improvisierens  gut aus.  Er hatte  mir aus  mancher Krise herausgeholfen ,wofür ich ihm  heute noch immer sehr dankbar bin.

Wie du weißt schreibe ich Bücher liebe Tante.  Mein letzter Film ist erst zwei Jahre her. Gab Odette stolz bekannt und rauchte genüsslich an ihrer Seite  an ihrer Zigarettenspitze. Ich habe davon gehört sage Rosamunde und hielt den Blicken ihrer Nichte stand. Sie schien wirklich eine sehr starke Persönlichkeit zu sein. Ich habe auch  alle deine Bücher gelesen fügte sie hinzu.

 Ihre Welt schien völlig  in Ordnung zu sein dachte Rosamunde über ihre Nichte ,die dank ihrer Art zu Leben nie wirklich in  Lebensgefahr schwebte.  Wenn sie schreibt  ist sie von aller Gefahr enthoben schlussfolgerte sie und bat Odette ihr von ihrem neuen Roman zu erzählen.  Liebe   Tante du wirst es nicht glauben , aber ich schreibe einen Roman über ein totes Kind ,das aus unseren Reihen ist. Du kennst sie noch ,es war vor zehn Jahren da war sie hier auf dem Land bei ihren Großeltern. Denke nicht so viel nach , es handelt sich um das Kind das gestorben ist unserer lieben Colette.  Sagte Odette und machte einen Zug an der Zigarettenspitze.  Rosa fragte ihre Nichte als was das Kind von Eugen in ihrem Roman auftritt.  Da sprach es  Odette ganz  unverhohlen aus ,  als Wasserleiche , umgeben von grünen Seetank und Schlick .  Es steckt doch bloß die Wahrheit dahinter ,nicht wahr lieber Eugen.

 

Eugen hörte den beiden Frauen  nicht wirklich zu  ,sondern  half seiner Tochter  Amelie  eine weiße Muschel in ihrem Haar anzustecken. Ihr Haar war  so hellblond wie das ihrer Mutter Delphi.Ihre Cremeweiße Haut erdrückten ihre Sternenaugen mit ihrem Glanz. Raphael ihr großer Bruder und sie waren jetzt dran sich gemeinsam  fotografieren zu lassen. Er warf seiner Tante Odette noch einen Blick über die Schulter und schaute dann stolz in die Kamera hinein. Monsieur  Bernard hatte schon an den Auslöser gefasst und fing an eine Serie zu knipsen. Amelie mit ihrer blühenden Fantasie stellte sich dabei vor ein richtiges Fotomodell eines Künstlers zu sein.  Odette wunderte sich sehr über ihr plötzliches mutiges Verhalten. Eugen reichte ihr noch seinen Hut.  Sie setzte ihn auf und und  fast  wäre Amelie mit ihrem Kopf darin verschwunden.

Rosamunde fing abgöttisch zu lachen an.  Monsieur Bernard tat es ebenfalls. Sie ist wie ein kleines  Küken sagte er und knipste ein nächstes Foto.  Das Licht blitze auf und entstanden war ein herrliches Porträt.

 Es ist ein Vergnügen den Kindern dabei zuzuschauen wie  sie in  manierlicher  Pose  gehen. Sagte Eugen ganz nebenbei und fing an wie seine Kinder sich zu freuen. Odette hatte ihn noch nie so fröhlich gesehen wie an diesem heutigen Tage. Wie wäre es mit einem Glas Wein. Zu Feier des Tages , sagte sie . Die Tante war nicht abgeneigt und nickte dem zustimmend zu.   Mark holte für die neuen  Hausherren  eine sehr teure Flasche  Weißwein  aus dem Weinkeller . Eugen hatte noch nie gerne Wein getrunken doch jetzt da der Tag so vergnügt anfing hatte auch er zu Feier des Tages ein  erstes Glas leer gemacht und dabei einen Toaste ausgesprochen.    Endlich gesellte sich Monsieur Bernard dazu. Sie haben sehr aufgeweckte Kinder Monsieur Place ,sagte  er zu Eugen. Er stieß mit ihm an und versprach ihm ganz tolle Bilder. Das hoffe ich sagte Eugen zu ihm und bedankte sich  bei ihm für  den heutigen Tag . Bei Zeiten werde auch  ich sie in ihrem Studio aufsuchen Monsieur Bernard.  Ich finde solange ich ein staatlicher Mann bin , sollte ich der Nachwelt ein Bild  von mir schenken. Für jeden eins meiner Kinder. Der Fotograf dankte ihm für sein Vertrauen und reichte ihm seine Visitenkarte.  Raphael verstand seinen Vater noch immer nicht ,  warum er ausgerechnet jetzt  wo sich ihm die Gelegenheit anbot  sich  gemeinsam mit seinen Kindern vor einer Fotolinse  zu vergnügen darauf verzichten wollte.  Robert und Amelie führten  jetzt  einen lebhaften Streit darüber wer das erste und das beste Foto von den beiden kriegte. 

Leider spielte das Wetter an diesem Tage verrückt und man konnte die Zankhähne nicht draußen an die frische Luft schicken.  Es fing zu regnen an und die Sonne verschwand hinter schweren dicken Wolken.  Odette bot der Tante auch ein Zimmer an , den Abend und die Nacht in der Villa ihrer Eltern zu verbringen. Raphael drängte  die Tante eine Nacht zu bleiben und bat sie noch besser kennenlernen zu dürfen. Sie sagte zu und erhob sich von ihrem Stuhl. Zur Feier des Tages sagte sie , möchte ich auch ein herrliches  Bad in diesem Haus einnehmen. Odette darf ich bitten es mir herzurichten.   Aber natürlich , ich freue mich dir damit  eine Freude zu bereiten liebe Tante. Wie lange ist es  her das du nicht mehr bei uns warst   .fragte ihre Nichte sie.   Ich weiß es nicht ,ich habe die Jahre nie gezählt  und seit eure Mutter nicht mehr bei uns ist , lebte ich nur noch in den Tag hinein in meinen Haus unter meinen vielen Freudenmädchen.   Da hat sich zu meiner Freude und was mich sehr glücklich schätze nicht viel verändert.  Sagte Rosamunde und ließ sich von Odette auf  ihr Zimmer begleitet.

 Am übernächsten Tag , waren sie und Raphael mit der Kutsche zur Schenke hin  gefahren. Als sie die Türschwelle betraten reichte er der Tante seinen Arm. Sie gingen gemeinsam ins Haus.  Dort trafen sie die steinalte Chlothilde an.  Dabei war sich Raphael  keineswegs sicher  ob es sich bei dieser Frau um eine gealterte Dirne oder eine Haushälterin handelt. Es war ihm unangenehm in einem Hurenhaus einzutreten und  folgte der Tante ins Innere des  Hauses hinein.  Raphael kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Überall in  den prunkvoll geschmückten  Zimmern sah man   irgendwelche Bronzestatuen   oder  aus herrliche gemeißelten Stein  angefertigte Porträtbüsten von jungen Frauen.  Die Tante sammelte eifrig  Kunstgegenstände , die sich durch  ihrer unterschiedlichen Darstellung  sehr stark  voneinander  unterschieden. Zu allem Überfluss hatte sie etwas übrig für nur reine Frauenkunst. Es schien als haben die privaten Gemächer der Tante alle Männlichkeit verabschiedet. Ihr   amouröses Lustempfinden wurden häppchenweise serviert.

 Ein Relikt  von einem Zentauren ,  wie ein vergoldeter  nachempfundener römischer  Streitwagen  aus der Antike   standen als Miniaturausgabe  auf dem Kaminsims.  Jede menge  bunter Keramiken aus China  gehörten ebenfalls  zu  ihrer großen Leidenschaft , von der man behaupten konnte , das sie einen unendlichen Schmerz ausdrückten . Zu allem  triumphierte die Venus über die Wirklichkeit , in dieser gastfreundlichen Atmosphäre . Es kam einem vor als würde man  beim Betreten der Räumlichkeiten ihr in den Händen fallen.  Dieses Haus schien  für Raphael eine tickende Zeitbombe zu sein.  Er nahm an das die Tante Zugang zu einer anderen Wahrnehmung hatte  ,die ein gewöhnlicher Mensch nicht mit seinen Augen sehen konnte. Raphael wusste bei ihr nie was sie  ihm als nächstes zeigen wollte. Er hielt es wichtig mit ihren Gedanken in  Kontakt zu bleiben die er für sehr überlegen hielt.  Sie fing zu lachen  an und  bat ihren Gast auf einen der Sessel in ihrem Etablissement platzt zu nehmen.  Von diesem   Zimmer  , viel mehr  von dieser  Raum , der sehr   Dunkel gehalten wurde ,  ging eine seltene Macht aus. Er war ganz in Rot gehalten und färbte  das Gesicht der Tante in einem warmen Erdbeerrot.  Ein heller Lichtschein drang durch einen kleinen Schlitz  der schweren roten Vorhänge hindurch und viel auf eine Kommode aus Eichenholz .  Raphael empfand eine gähnende Stille und war ganz hypnotisiert  von das Ticken  der schweren alten  Standuhr , die bald schon die nächste Mittagstunde ankündigte.

 Am liebsten höre ich sie wenn es Nacht ist , sagte die Tante.

Sie  ließ frisch gebackenen  Kuchen auftragen und heißen Mokka. 

Außerdem beklagte sie  sich über Rückenschmerzen , ein Problem das in letzter Zeit viel zu häufig vorgekommen ist.  Gefällt dir mein Salon , fragte sie Raphael.  In der Tat das tut ,  sagte er, Ich bin fasziniert von deinem guten Geschmack liebe Tante.  Besonders das Bunfglas der  breiten Fensterwände gefällt mir sehr gut.  Es macht einen so düsteren Eindruck  auf mich das es mich fast schon fürchtet. Dann steckte er sich eine Praline in den Mund. Hinter der Tür knarrte es. Das ist  Chlothilde meinte die Tante.  Zu dieser Stunde macht sie immer ihren Rundgang musst du wissen.  Sie ist ein sehr treues Herz. Sie hatte ihr ganzes  Leben in der  Schenke zugebracht. Es  gab nie etwas anderes was sie getan hatte  und ist es gewöhnt anderen eine Freude zu bereiten. kannst du dir vorstellen was das bedeutet mein Junge?  Raphael konnte ihr diese Frage nicht beantworten und schaute ihr gespannt entgegen.  

Liebe Tante du musst mir  unbedingt alles über dich erzählen. Wieso   du  Paris verlassen musstest  und plötzlich spurlos verschwunden warst .

 Ich möchte wirklich alles über dich erfahren . Was war dir widerfahren als du hier her  kamst in dieser Schenke  , die dein ganzes  Leben beinhaltet. Fragte der braunhaarige Junge mit den schlüpfrigen Augenlidern.   Rosa gab seinen Bitten schließlich nach  und willigte  ein ihrer  Stimme Gehör zu verschaffen . Na gut wenn du es unbedingt wissen möchtest. Kam sie ihm mit   sanfter  Tonlage  entgegen. Sie gedachte augenblicklich an die Strapazen des Lebens. Ein Standpunkt den sie vertrat  viel ihr dazu ein ,  und betrachtete  ihn von der Seite eines Liebhabers. Sie stellte sich eine Frage wie etwa:  Waren es ihre  Freier  gewesen die ihr ein Leben lang Schutz boten , oder waren es nicht viel mehr ihre Arrangement  gewesen , die ihr  erlaubten ein Gewerbe  wie dieses zu führen , das sie ans Kreuz nagelte  ?  Ihre Stimme in ihrem Kopf machte ihr ihre eigene Verbannung wieder allzu  deutlich . Ihre Umstände  zu bedauern dafür war es zu Spät. Auch jetzt galt  für Rosa noch immer das Beste aus den letzten Ereignissen ihres Lebens zu machen. Ansonsten blieb ihr alleine das Schweigen als ihre einzige Lösung übrig. Diesmal näherte sich ihr ein nächster Grundgedanke  von dem sie nicht sagen konnte wohin er führte.  Rosamunde hätte Raphael gerne gefragt was er davon halte. Sie wollte dem Jungen so viel wie möglich von sich  erzählen , aber unnötigen Fragen ausweichen.  Beim Anblick ihres Halbneffen geriet sie ins Schwärmen. Der Junge formte jetzt schon ihr Gewissen , von dem  nur noch ein kleiner Rest übrig geblieben ist. Die aufkommende Stille durchbrach schließlich ihr Schweigen und  so fing Rosa  damit  an ,  als sie noch ein Kind war.

 

 

Sie gab seinen Bitten nach und versprach ihm die ganze Wahrheit über sich zu erzählen.

 Ich war damals noch eine sehr junge Frau. Die  wirren Zeiten  waren gerade überstanden als mein Vater , dein Urgroßvater meine Mutter geheiratet hatte.  Es war die Zeit wo die geselligen Salonabende immer länger wurden. Sie waren von einer politischen Stimmung begleitet.  Ich wuchs heran und hatte meine Mutter gleich nach meinem sechsten Lebensjahr verloren.  

Als sie starb , fühlte ich zum ersten man in meinem Leben körperliche Schwäche. Ich hätte nie gedacht das der Tot eines Menschen so sehr verletzen könnte.  Rosamunde hatte etwas zwei Stunden aus ihrem Leben erzählt.  In dieser Zeit  wo Raphael ihr zuhörte ,konnte er spüren wie die Kraft aus ihrem Herzen ging.  Ein  Mädchen aus Japan  störte die Ruhe und  erinnerte die Tante an ihre Thai Massage.   Die Tante nickte bloß  als  das Mädchen mit den  Kohlraben schwarzen Haaren ,  den zierlichen Schlitzaugen  und dem roten Seidenkimono sie höfflich an ihre Mußestunden erinnerte .  Das Mädchen sah die Tante mit solchen Augen an , so wie Männer Frauen anschauten mit denen sie gerne ein Bett teilten. Ihre rabenschwarzen Augen glänzten vor Verlangen und stierten die Tante eindringlich an.    Wenn  Raphael ehrlich zu sich  war gefiel ihm was er sah. Er hatten einen so klaren Blick , das er  leicht mit seinem Herzen und seinem Verstand durchblicken konnte.

 Auch mit einem unterfahrenen Herzen ,war sein Weitblick  anzutreffen.

Die Tante wurde des Erzählens bald schon müde und verabschiedete sich von ihrem Halbneffen. Nach einem langen Tag an ihrer Seite hatte  sie  seine Neugier reichlich belohnt. Als Raphael in der Villa angekommen war ,  hatte es bereits in Strömen geregnet. Er war bis auf die Haut durchnässt als Mark ihm die Tür geöffnet hatte. Sorgfältig schob der Kutsche wieder den Riegel vors Türschloss als er  Raphael einließ. .  Ohne sich nach ihm umzudrehen wandte sich der Kutscher von ihm  ab , und  stieg  eine Dienstbotentreppe hinunter. Raphael trat in das Zimmer in das sich  Odette zurück gezogen hatte. Sie hatte sich schon Sorgen  um ihn gemacht. Die Dunkelheit war eingebrochen und  in  jedem Zimmer  der Villa brannte Licht. Eugen war mit seinen Geschwistern Amelie und Robert abgereist , sodass es jetzt ganz still zwischen  ihr und ihrem Neffen wurde. Odette sagte nichts ,setzte sich zurück an ihrem Schreibtisch und bat Raphael es sich vor dem Kamin  gemütlich zu machen. Mark brachte ihm eine heiße Milch und ein Handtuch. Dein Haar ist ja ganz nass , sagte Odette. Am besten ist wenn du ein heißes Bad nimmst sagte sie. Ich möchte  nicht das du dich erkältest mein lieber Neffe . Sie schaute  von ihrer Schreibmaschine auf  und sah in seine Richtung. Der Junge war plötzlich so anderes. Sicher hatte die Tante ihm ihr ganzes Leben erzählt dachte sie und fing an  ihm Fragen zu stellen.  Was nicht bedeutete das es ihr gefallen musste. Draußen regnete es noch immer und im Kamin brannte ein herrliches Feuer. Odette atmete schwerfällig  vor sich hin als Raphael zu erzählen begann. Er schien hellwach zu sein und kein wenig müde. Mark schlich in den Gängen auf und ab und wollte partout nicht ein klein es Päuschen machen. Seit heute früh ist er auf den Beinen dachte Odette und lauschte auf die Worte ihres Neffen. Ich hatte bei ihr das Gefühl als sei ihr Leben das sie führte völlig in Ordnung. Mit einem liebevollen Blick hatte Raphael es ausgesprochen.  

 Odette hob den Blick und sah Raphael neugierig an.  Sie hatte die Belustigung in der Stimme ihres Neffen erspäht und wollte wissen  was er damit meinte.  Nun ja sagte Raphael auch wenn sie an den Vorboten der Hölle glaube   kam es mir vor  so als habe die Tante sie gut überstanden.  

Jetzt wurde Odettes regelrecht munter. Das stimmt lieber Neffe. Ein Teufel hatte sie damals als sie Paris für immer verließ in die Flucht geschlagen. Auch wenn die Hölle wie man so schön sagt schlecht  ist , war das  Herz der Tante in Wirklichkeit beständig und zärtlich nach außen hin veranlagt.  Sie ist ein Gourmet ,ein Akrobat der Täuschung , wenn du mich fragst. Sie hatte gelernt ihr Schicksal anzunehmen  und blieb skeptisch dem Leben zugewandt.  Das Leben hat seine Tücken aber die Tante ließ es nur ihr Herz höher schlagen.  Ihr Erfolg in ihrem Beruf machte sie mit  der Zeit erst selbstsicher und fröhlich mein lieber Neffe.  Was ich dir damit sagen möchte , ist das Rosa nicht immer so glücklich war wie sie heute zu sein scheint.

Es brauchte seine Zeit bis sie aus ihrem Dornröschenschlaf erwachte. Sagte Odette und machte einen kräftigen Atemzug an ihrer Zigarette.   Raphael kam bei dieser Aussage ins Grübeln. Zunächst einmal gefiel mir ihr ganzes Gehabe. Sie wirkt so wach und irgendwie kritiklos. Ich glaube sie hat mehr in ihrem Leben  erreicht als wie eine Gräfin vom Lande.  Sagte Raphael. Ihr äußerer Schein ist es der mir so gut gefällt , meinte er  und schaute erwartungsvoll in  Odettes Richtung.   Jetzt warf sie  ihren Schriftstellerblick auf ihren Neffen.   Raphael du bist köstlich. Ich finde du bist sehr aufmerksam. Ich habe Tante Rosamunde in meiner Kindheit abscheulich gefunden. Was nicht bedeutet das sie ein schlechter Mensch ist. Was aber auch nicht heißt das mir gefallen muss was sie ist.  Ich hatte immer nur Mitleid mit der Tante. Sie ist bei ihren Freiern sehr beliebt.  Man fühlt sich gleich zu ihr hingezogen nicht wahr. Raphael konnte das nur wiederlegen. Aber ich muss dich warnen , sagte Odette jetzt. Sei nicht zu ehrlich zu ihr und nicht zu höfflich. Das erinnert sie nur an alte Tage , die Dinge ihren Lauf nahmen. Das könnte sie sehr verletzen.

Raphael hatte verstanden. Es würde ihr sicherlich gut tun wenn du ihr deine Schulter reichst zum ausweinen und zuhören. Aber las sie genügend im Unklaren über dich ,sonst wenn du zu ehrlich bist , wirst du sie zu Tode erschrecken. Denn  wenn du unbedingt etwas über sie erfahren möchtest  wird sie deinen Erwartungen nicht mehr genügen. Schlussfolgerte Odette und schrieb weiter an ihrem Text.  Raphael verlagerte sein Gewicht auf dem Ohrensessel seines Großvaters und  lehnte sich zurück. Er trank die warme Milch leer und stierte in den Kamin. Mark brachte ihm eine Decke und da ruhte er sich vor dem Feuer eine ganze Stunde aus ehe er  zu Bett ging.  Odette konnte spüren wie der Tag ihren Neffen  verändert hatte. Die  Tante  hatte ihm ganz schön den Kopf verdreht.  Als Raphael zu Bett ging ließ die Aufgeregtheit in seinem Herzen etwas nach.

Er vernahm aus den Worten von Odette jene bedenkenlose Aufrichtigkeit  , die den kämpferischen Geist der Tante  aufklärten. Und wenn sie ihm  auch nicht alles erzählte so waren ihren Angaben trotzdem zuverlässig. Außerdem habe Raphael die Tante als eine warmherzige Freundin gesehen. Sie muss als sie Junge gewesen ist eine Frau gewesen sein die man sich sehr an seiner Seite wünschte. Raphael hatte es mit eigenen Augen gesehen.

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